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Hilfsaktion im Irak

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Mitte 1991

Schnelle Hilfe aus der Luft
Bergwachtler Andreas Schlaich im Hubschrauber-Einsatz für kurdische Flüchtlinge. Zwei Wochen lang hat Andreas Schlaich, von der Bergwacht Darmstadt, im türkisch-irakischen Grenzgebiet zusammen mit 29 weiteren Kameraden in den kurdischen Flüchtlingslagern auf mehrfache Weise Hilfe geleistet. Er hatte sich für diesen Einsatz freiwillig gemeldet und eigens dafür Urlaub genommen.


Stationiert war die Gruppe auf einem Flugzeug-Stützpunkt, 150 Kilometer von der irakischen Grenze entfernt. Von dort aus flog das Team täglich mit Hubschraubern Versorgungs-Einsätze in die Lager. Zum Zeitpunkt dieses Einsatzes waren die ersten Wochen eines noch überstürzten Hilfsangebots vorüber. Nun wurde gezielt und vororientiert all das in die Flüchtlingslager gebracht, was notwendig und wichtig war.

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Gastfreunschaft und viel Dank erlebte Andreas Schlaich bei den Kurden, denen seine Hilfseinsätze galten. Unser Bild zeigt ihn mit einer Gruppe in einem der Berglager

Andreas Schlaich war aber nicht nur Hubschrauber-Begleiter. Er und seine Kameraden flogen auch Versorgungsgüter in die in höheren Regionen gelegenen Lager, die mit Lastwagen nicht mehr erreichbar waren. Zuvor hatten sie als geübte Bergwachtler Landeplätze für die Helikopter erkundet, eine Kraxelei von teilweise strapaziösen Ausmaßen.
Auch dem Roten Kreuz standen sie hilfreich zur Seite. Ausgebildet in mehr als nur Erster Hilfe, wurde ihre Assistenz in den Lagern von Ärzten und Schwestern ebenso gerne angenommen wie unten in den Tälern bei den Sanitäts-Stationen.
Natürlich gehörte auch die Verteilung der per Luft herangebrachten Hilfsgüter zum Programm der Helfer. „Wenn wir glaubten“, so Schlaich, „etwas sei besonders dringend nötig, dann haben wir unsere Funkgeräte in Tätigkeit gesetzt.“ Auf diese Weise konnte koordiniert, gezielt und bestmöglich schnellstens geholfen werden.

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Hilfe aus der Luft: Andreas Schlaich und seine Bergwacht Kameraden flogen als Hubschrauber-Begleitung Einsätze mit und verteilten lebenswichtige Güter.

Überhaupt: Mit ihrer Funkausrüstung nahmen Schlaich und seine Kameraden den Helfergruppen aus anderen Rettungs-Organisationen so manches Problem ab. Sogar Funkverbindungen bis in die Bundesrepublik schafften die Männer vom Edelweiß. Dass in Notfallsituationen schnellstens lebensrettende Maßnahmen.. ergriffen werden konnten, hatten Arzte und Schwestern in den Lagern immer wieder der Bergwacht zu verdanken. „Wir sind aufgenommen worden wie Freunde“, erzählte Andreas Schlaich. Immer wieder musste er in den Lagern Hände schütteln. Er wurde zum Essen bei Familien in den armseligen Zelten eingeladen Dank für die Hilfe, die aus der Luft die Not der Kurden linderte. Eine Not, die jetzt in ihren größten Ausmaßen gebannt sein dürfte. Zumal viele Kurden das Angebot annehmen, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Man vertraue auf die Führer ihrer Stämme, die mit Bagdad Einvernehmen erzielen wollen, fürchtet aber nach wie vor Rückschläge in diesen Verhandlungen.

Zurücklassen aber werden sie ganze Friedhöfe von Toten, die dieses hoffentlich glückliche Ende einer grauenvollen Odyssee nicht überlebt haben. Vor allem viele Kinder sind gestorben: „Oberhalb eines dieser Lager, auf einer Berghöhe, war ein ganzer Friedhof mit kleinen Gräbern . . .“ Würde er noch einmal freiwillig einen solchen Einsatz mitmachen? Wenn’s nötig ist, immer.“ Und das, obwohl die Anstrengungen auch für die Helfer beträchtlich waren. Hinzu kamen Temperaturschwankungen von Frostgraden bei Nacht bis zu Hitzegraden am Tag; Unterkunft war ein Zelt; d\e ganze Situation durchaus nicht komfortabel; Einsätze ohne Rücksicht auf die 35-Stunden-Woche.

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Auf Erkundung in unwegsamen Gebirge: Um auch den Kurden in den Lagern auf Berggipfeln Hilfe zu bringen, half Andreas Schlaich beim Auffinden geeigneter Hubschrauber-Landeplätze

Andreas Schlaich lobt die „prima Kameradschaft“ unter den Hilfsorganisationen. Gute Kontakte bestanden auch zur Bundeswehr, zur US-Army und der amerikanischen Luftwaffe - nicht zuletzt mit den türkischen Soldaten, die entlang der Grenze ihren nicht leichten Dienst versahen. „Darunter gab's übrigens auch Wehrpflichtige, die Deutsch sprechen, weil ihre Familien hier bei uns wohnen, sie aber für ein Jahr in der Türkei Soldat sein müssen,“

Mit einer russischen Charter-Iljuschin war Andreas Schlaich zu seinem Einsatz geflogen; mit der Bundeswehr kehrte er zurück. Im Gepäck: einen ganzen Sack guter Erinnerungen, beste Lebenserfahrungen und das gute Gefühl, nach Kräften geholfen zu haben, dort, wo Not am größten war. Der 23jährige Bergwachtmann wird viel davon in sein weiteres Leben mitnehmen.